Holz statt Kohle
ein Beitrag zum Klimaschutz ?
Wenn Bäume wachsen, nehmen sie CO2 aus der Atmosphäre auf und binden den Kohlenstoff im Holz.


Wird es verbrannt, wird auch das CO2 wieder freigesetzt.
Nachwachsende Bäume nehmen es dann wieder auf.


Das klingt nach einem perfekten Kreislauf.
Doch es ist etwas komplizierter.
Gesunde Wälder sind Kohlenstoffsenken –
das heißt, dass sie kontinuierliche Kohlendioxid
aus der Atmosphäre aufnehmen.
Ohne diese überlebenswichtige Funktion
würde sich unser Klima noch schneller ändern als bisher.
Und was passiert mit dem Kohlenstoff,
wenn das Holz geerntet wird?
Weil der Heizwert von Holz geringer ist als der von Kohle, Öl oder Gas, muss eine größere Menge verbrannt werden, um die gleiche Menge an Energie zu erhalten.
Nach Berechnungen des Weltklimarates wird beim Heizen mit Holz fast doppelt so viel Kohlendioxid (CO2) freigesetzt wie beim Einsatz von Gas.
Immer wenn ein fossiler Brennstoff durch Holz ersetzt wird, steigt also die Menge an CO2, die bei der Produktion von Energie oder Wärme abgegeben wird.

Ob die Umstellung auf Holz klimafreundlich ist,
hängt in erster Linie davon ab, welche Art von Holz verbrannt wird.
Nehmen wir ein durchschnittliches Einfamilienhaus.
Für Heizung und Warmwasser werden hier jedes Jahr etwa 30.000 Kilowattstunden (kWh) Energie benötigt.
Wenn die alte Ölheizung durch eine Pelletheizung ersetzt wird, müssen an Stelle von 3.000 Liter Heizöl rund 6 Tonnen Holzpellets verbrannt werden.
Der CO2-Ausstoß steigt dabei von 8 Tonnen (Ölheizung) auf 12 Tonnen CO2 (Pelletheizung).


Das kann trotzdem klimafreundlich sein, wenn die Holzpellets regional hergestellt werden und hierfür z.B. Sägespäne und andere Reste aus der Holzverarbeitung verarbeitet werden.
Auch Altholz oder das Holz von Bäumen und Sträuchern, die an Straßen und in Parks zurückgeschnitten wurden, kann zum Einsatz kommen.
Wenn Sägespäne oder geschreddertes Holz verrotten, wird das CO2 auch freigesetzt. Am Ende einer möglichst langen Nutzungskette kann es guten Gewissens auch als Brennstoff genutzt werden.
Holz sollte also zuerst in langlebige Produkte verarbeitet werden. Anschließend kann man es z.B. zu Spanplatten verarbeiten und zum Schluss dann zum Heizen verbrennen.
Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Pellets aus Rumänien oder der Ukraine angeboten werden: Hier kommt es auch in Nationalparken immer wieder zu illegalem Holzeinschlag.
Nehmen wir jetzt ein durchschnittliches Kohlekraftwerk,
wie es in vielen Orten Europas zu finden ist.
Im niederländischen Geertruidenberg betreibt der deutsche Energiekonzern RWE ein 600 MW Kraftwerk.
Seit es in unserem Nachbarland großzügige Subventionen für die Umstellung von Kohle auf Biomasse gibt, hat der Umbau begonnen.
Heute wird bereits die Hälfte der Kohle durch Holzpellets ersetzt. Bis 2025 sollen es 100 % sein. Dann werden jedes Jahr rund 2,5 Millionen Tonnen Holzpellets allein für dieses Kraftwerk benötigt.
2,5 Millionen Tonnen Holzpellets
für ein Kohlekraftwerk

oder für 208.000 Einfamilienhäuser ?

Für nur ein Kohlekraftwerk wird mehr als doppelt so viel Holz benötigt, wie in den Niederlanden jedes Jahr nachwächst.
Der größte Teil der Pellets wird derzeit aus dem Baltikum und aus den USA importiert.
Der Südosten der USA hat sich in den letzten Jahren zum größten Pelletproduzenten weltweit entwickelt.
In 22 Pelletwerken werden jedes Jahr rund 10 Mio. Tonnen Pellets hergestellt. 12 weitere Werke sind in Planung.
Die Auswirkungen auf die Wälder sind gravierend.
Immer mehr Wälder werden kahlgeschlagen ...
Im September 2018 hatten wir die Möglichkeit, das ganze Ausmaß der Waldzerstörung aus der Luft zu betrachten.
Immer mehr Naturwälder werden in Kiefernplantagen umgewandelt. Nach nur 10 bis 15 Jahren liefern sie den Nachschub für riesige Pelletwerke.
... und anschließend in Kiefernplantagen umgewandelt.
Zwar werden in den Pelletwerken auch Sägespäne verarbeitet, doch hauptsächlich sind es ganze Baumstämme.
Was bedeutet das für das Klima?
Beim Verbrennen wird der in den Bäumen gespeicherte Kohlenstoff sofort freigesetzt. Bis er in neuen Bäumen wieder gebunden wird, kann es Jahrzehnte dauern – je nach Baumart und Ökosystem sogar Jahrhunderte.
Es entsteht also eine große zeitliche Lücke, bis der freigesetzte Kohlenstoff wieder von nachwachsenden Bäumen gebunden wird.
So lange ist die CO2-Bilanz einer Energieerzeugung aus Holz negativ.
Um die Klimaziele zu erreichen, muss aber schnell gehandelt werden. Lange Wartezeiten können wir uns nicht leisten, denn dann erhöht sich die Gefahr, dass sich ein Temperaturanstieg auf über 1,5 °C in den kommenden Jahren nicht verhindern lässt.

Was wäre wenn ?
Um zu beurteilen, wie sich eine Umstellung von Kohle auf Holz auf das Klima auswirkt, muss auch betrachtet werden, was mit dem Holz passiert wäre, wenn es nicht verbrannt würde (das so genannte Alternativ- oder Referenz-Szenario).
Wenn z.B. mehr Holz geerntet werden muss, um einen zusätzlichen Brennstoffbedarf zu decken, wäre die Alternative, dass die Bäume nicht gefällt werden. In diesem Fall bleibt nicht nur der Kohlenstoff gebunden, der bereits im Holz gespeichert ist, sondern es wird noch mehr CO2 aufgenommen, wenn die Bäume weiterwachsen. So wird der Wald zu der Kohlenstoffsenke, die wir dringend brauchen.
Wichtig ist auch, welche Art von Wald dort nachwächst, wo die Bäume für die Pelletproduktion geerntet wurden. Wenn Naturwälder durch Monokulturen ersetzt werden, hat das nicht nur gravierende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. In der Plantage wird auch nach Jahrzehnten nicht so viel Kohlenstoff gebunden sein wie in dem ursprünglichen Naturwald.

Erst nutzen, dann heizen
Für die Energiegewinnung sollte deshalb nur für Holz verwendet werden, das vorher anderweitig genutzt wurde und schließlich als Altholz auf dem Wertstoffhof landet.
Oder für Reste, die im Produktionsprozess anfallen und nicht weiter zu Spanplatten und Ähnlichem verarbeitet werden können.
Auch Bäume und Sträucher, die an Straßen oder in Parks zurückgeschnitten und vor Ort geschreddert werden, können zum Einsatz kommen.
Die Alternative zum Verbrennen wäre ein Verrotten, bei dem das im Holz gebundene CO2 auch freigesetzt würde.


Für die in dem niederländischen Kohlekraftwerk
verbrannten Holzpellets gilt das nicht.
Es wird Jahrzehnte dauern,
bis die CO2-Emissionen des aktuellen Betriebs wieder gebunden sind.
Ein Beitrag zum Klimaschutz ist das nicht.

© Anjo / Toonpool